Empor-Talk #5 mit Frank Lehnert - Teil 2

3. Januar 2020
Empor Talk 5 Lehnert Teil 2

Frank Lehnert - mit Pokal & Urkunde für die Berliner Meisterschaft der 3.Herren 2018/2019

Empor-Talk #5 mit Frank Lehnert - Teil 2

Liebe Emporianer,

zuerst möchten wir Euch noch ein frohes und gesundes neues Jahr 2021 wünschen!
Wir hoffen Ihr seid alle gut reingerutscht in ein ein hoffentlich so viel besseres Jahr!
Lasst uns gemeinsam positiv nach vorne schauen, dann wird das schon werden!

Wir werden Euch von unserer Seite natürlich hier auch weiter auf dem Laufenden halten. Heute gibt es dazu den zweiten Teil des Empor-Talk #5 mit Frank Lehnert, wiederum mit einigen tollen Anekdoten und Erfolgen.

Also auch ganz viel Spaß beim Lesen des zweiten Teils!

Gemeinsam Empor

Du hast es mit der Aufzählung der Aufstiege und Erfolge schon angesprochen. Seit dem (Wieder-)Aufbau der Jugendabteilung ist Empor seit nunmehr ca.20 Jahren mit in der Spitze des Berliner Jugendfußballs etabliert und wir konnten in den letzten Jahren nochmals größere Ausrufezeichen, sowohl im Kleinfeld als auch im Großfeld, setzen! Was ist dort bei Dir im Kurzzeitgedächtnis noch besonders präsent?

Im Kleinfeld hatten wir immer eine hohe Qualität in allen Teams, aber hier ist mir der Jahrgang 1998 besonders in Erinnerung. Wir sorgten bei vielen Turnieren für Furore und konnten in der U13 u.a. die Berlin-Liga-Hallenmeisterschaft gewinnen, standen bei der Berliner Hallenmeisterschaft im Finale und konnten auch draußen das Pokal-Halbfinale erreichen. In der U15 stiegen wir dann nach dem letztmaligen Abstieg sofort wieder in die Verbandsliga auf. Ungeschlagen und mit einem Torverhältnis von 180:9.

lehnert bild 1

Ungeschlagen wieder in die Verbandsliga aufgestiegen - die U15 in der Saison 2012/2013 (Jahrgang 1998) 

 

Auch der darauffolgende Jahrgang 2000 nahm im Laufe der Zeit eine tolle Entwicklung, gekrönt mit einer starken Rückrunde in der U15- Verbandsliga und einem Sieg über den späteren Berliner Meister des 1. FC Union. In dieser Mannschaft waren mit Ben Mehl, Ivan Orlob und Moreno Schneider wiederum drei aktuelle Spieler unserer Ersten.

 

Zuletzt trainierte ich dann den Jahrgang 2003 über viele Jahre von der F-Jugend bis hin zur U17. Dabei gab es wiederum viele schöne Momente, Staffelsiege im Kleinfeld und einen Aufstieg in der U14.

In der U15 gelang uns dann etwas Historisches. Erstmals konnte unsere C-Jugend durch einen herausragenden 3:1-Sieg im Halbfinale gegen den 1. FC Union das Berliner Pokalfinale erreichen. Dort waren wir gegen Hertha BSC zwar chancenlos und verloren mit 1:6 (0:5), dennoch gelang uns zumindest ein Ehrentreffer, welcher zudem ein echtes Traumtor war und für uns alle ein tolles Erlebnis darstellte.

lehnert bild 2

Erneut ein Aufstieg in die höchste Spielklasse - die U14 (Jahrgang 2003) in der Saison 2016/2017

 

In der vergangenen Saison konnten wir dann als U17 mit um die Berliner Meisterschaft spielen und standen beim Saisonabbruch durch Corona auf einem sehr guten und aussichtsreichen 3. Platz.  Sobald es möglich ist, werden wir dann auch noch unsere Abschlussfeier nachholen, die nach so vielen Jahren sicher auch für mich ein wenig emotional wird.

Ganz besondere Momente hat man darüber hinaus mit den Jungs, egal aus welcher Mannschaft, vor allem während der vielen Turnier-Fahrten nach Dänemark oder Spanien erlebt.   

 

Auch wenn der Fußball natürlich ein Mannschaftssport ist, aber wer hat denn bei den vielen Mannschaften und Spielern den stärksten Eindruck bei Dir hinterlassen? Gibt es da einen bestimmten Jahrgang bzw. einen oder mehrere Jungs aus unserer „Talentschmiede“?

Zu den größten Talenten und interessantesten Spielern gehörte einerseits Malcolm Badu aus dem Jahrgang 1997, der nach der U14 zum VfL Wolfsburg wechselte und heute bei Spartak Moskau spielt.

 

Ebenso spielte in diesem Jahrgang in der F- und E-Jugend auch der heutige NBA-Profi Moritz Wagner (aktuell Washington Wizards).

 

Fußballerisch haben den starken Jahrgang 1998 vor allem die drei Jungs Nelson Schulz-Fademrecht, Iba May und Fabrice Montcheu geprägt. Nelson wurde damals sogar DFB-U15-Nationalspieler, spielte für Hertha und Union, aber letztlich reichte es aufgrund von einigen Verletzungen leider nicht für den Durchbruch nach ganz oben. Iba hat es inzwischen über Tennis Borussia und den VfL Wolfsburg in den Profikader des Zweitligisten Eintracht Braunschweig geschafft. Fabrice wechselte erst in den Nachwuchs des 1. FC Union und spielt heute in der NOFV-Regionalliga beim SV Babelsberg 03.

 

Mit Justin Sommer hat ein weiterer Spieler aus diesem Jahrgang in einer anderen Sportart Karriere gemacht und ist aktuell ein sehr erfolgreicher Skateboard-Profi.

An dieser Stelle viele Grüße an die Jungs!

 

Nach der Jugend geht es für jeden Fußballer dann in den Männerbereich, somit auch für uns in diesem Interview. Wir haben es ja schon vorweggenommen, Du bist ein wahrer Titelhamster! Wie viele Titel stehen denn schon in der Vitrine?

In der Zeit als Spieler der 2. Herren waren sicher das Finale im damaligen Leistungspokal und der Aufstieg in die Kreisliga A zwei Jahre später die schönsten Erfolge. Zudem war ich in der Aufstiegssaison noch teaminterner Torschützenkönig.

Nach dem Wechsel in der Winterpause 2002/03 zu den 3. Herren, die bis zur letzten Saison in einem separaten Wettbewerb um die Berliner Meisterschaft der unteren Herren spielten, folgte dort sogleich der erste Titel, der wiederum auch im Jahr 2005/2006 gefeiert werden konnte.

Ende 2006 übernahm ich dann die Verantwortung für die 3. Herren. Zu Beginn war das gleich eine große Herausforderung, da nahezu das komplette Team wechselte, um in einem anderen Verein als erste Mannschaft zu spielen. Mit den verbliebenen Spielern, einigen Reaktivierten und personeller Unterstützung aus der 2. Herren und Ü32 gelang es aber, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzustellen, die auch gleich sehr erfolgreich war. So zogen wir am Saisonende tatsächlich ins Finale um die Berliner Meisterschaft ein, welches wir dann zuhause im Jahn-Sportpark  auch gegen Hertha BSC für uns entscheiden konnten.

 

lehnert bild 3

Berliner Meisterschaft mit der 3.Herrren in der Saison 2006/2007

 

Ab der Saison 2011/2012 begann dann wohl unsere stärkste Phase. Mit 83 von 90  Punkten und 27 Punkten Vorsprung auf den Zweiten wurden wir ungefährdet Berliner Meister. In der damaligen Truppe hatten wir einige Spieler dabei, die bereits Berlin-Liga oder sogar überregional gespielt hatten und nun aufgrund von Familie und Beruf kürzer treten wollten, um vor allem mit Freunden noch ein bisschen Spaß zu haben. Unter anderem gehörten dazu André Vilk und Christoph Gombert, die mit dazu beitrugen, dass wir vier Jahre in Folge Berliner Meister wurden und einen Pokalsieg einfuhren.

 

Welcher Erfolg war für Dich der Größte oder ist Dir aufgrund der Dramatik unvergessen?

Zu den besonders dramatischen Spielen gehört definitiv das Pokalfinale 2015 gegen den SSC Teutonia. Nach einem 1:3 Rückstand schafften wir das Spiel zunächst zu einem 4:3 zu drehen, ehe wir kurz vor dem Abpfiff in der Nachspielzeit noch per Elfmeter den Ausgleich kassierten und uns am Ende im Elfmeterschießen geschlagen geben mussten. Bitter.

Seitdem ist der Pokal auch irgendwie verflucht für uns. Im Pokalhalbfinale 2017/18 schieden wir nach einer 4:3 Führung gegen den FC Viktoria 89 nach zwei Gegentoren in der 88. Und 95. Minute tatsächlich noch aus. Und auch im Jahr darauf verloren wir trotz 90 Minuten Daueroffensive im Viertelfinale gegen den Berliner SC, der mit seinem einzigen Torschuss das Spiel für sich entschied.

 

Nach ein paar Jahren, in denen es personell manchmal eng war und es nicht mehr zu einem Titel reichte, zeigten wir es 2018/2019 noch einmal allen. Verstärkt durch einige Rückkehrer und Altgedienten konnten wir uns nochmals die Berliner Meisterschaft sichern.

 

lehnert bild 4

Ein Titel für die Ewigkeit - die letztmalig vergebene Berliner Meisterschaft der Dritten Herren - 2018/2019

 

Und auch in der letzten Saison, die ja dann aufgrund von Corona abgebrochen wurde, waren wir noch aussichtsreich im Rennen. Aber so sind wir auf jeden Fall der letzte amtierende Berliner Meister der Unteren Herren.

 

Ganz große Klasse! Aber jetzt mal aus dem Nähkästchen geplaudert. Was ist denn dein Erfolgsgeheimnis? Warum verzweifelten die gegnerischen Mannschaften immer wieder an Euch?

Insgesamt haben wir mit der Dritten in den letzten 15 Jahren wirklich eine Ära geprägt und kein Team war ansatzweise genauso erfolgreich. Viele gute Einzelspieler, ab und an ein glückliches Händchen des Trainers, aber vor allem die herausragende Stimmung in der Truppe waren dabei die Erfolgsfaktoren. Egal wo, wann und gegen wen, ob im Training, im Eck oder beim Spiel, wir hatten immer Bock zu zocken und unfassbar viel Spaß gemeinsam.

Aus den vielen Spielern möchte ich dabei noch unsere beiden Rekordspieler mit den meisten Einsätzen herausheben. Zum einen Hannes Wüstenberg, der mit über 200 Toren in den letzten 11 Jahren unser erfolgreichster Schütze ist und zum anderen Stefan „Schippy“ Kehrberg, der bereits seit 2006 im Team dabei ist und nach vielen Jahren zum Ende der letzten Saison seine Laufbahn aus familiären Gründen beendete.

 

Nach der Reise in die Vergangenheit wieder zurück in die Gegenwart. Für die 3. Herren geht es nach sehr erfolgreichen Jahren in der Berliner Meisterschaft nun, mit der Eingliederung in den Spielbetrieb der 1./2. Mannschaften, um einen Aufstiegsplatz in der Kreisliga C. Wie hat die Umstellung geklappt und welche Ziele hast Du noch mit dem Team?

Zunächst war die  Begeisterung nicht wirklich groß, als bekannt wurde, dass das Spielsystem der unteren Herren aufgelöst wird und alle Teams in die niedrigste Spielklasse der Kreisliga C eingeordnet werden. Dass wir und weitere Teams mehr Potenzial haben, sieht man auch daran, dass alle vier Staffeln von dritten Mannschaften dominiert werden. Eine Einstufung in die Kreisliga A/B wäre aus sportlicher Sicht daher wohl angemessener gewesen.

Neben „Schippy“ hörten mit unserem langjährigen Kapitän Michael Wienholz und Mike Bromund zwei weitere Spieler auf, aber durch drei Jungs aus dem eigenen Nachwuchs und zwei externen Neuzugängen haben wir wiederum ein schlagkräftiges Team beisammen, auch wenn unser Altersdurchschnitt inzwischen schon weit über 30 Jahre ist und die Gegner immer jünger werden und schneller wirken.

Nach bislang sechs gespielten Partien stehen wir nichtsdestotrotz an der Tabellenspitze, nachdem wir uns im letzten Spiel vor dem Lockdown im Spitzenduell gegen den FC Internationale knapp mit 2:1 durchsetzen konnten. Auch im Pokal sind wir weiterhin dabei und warten natürlich gespannt darauf, wann und wie die Saison fortgesetzt wird.

Leider wird uns mit Katsutoshi Takada im Januar 2021 ein weiterer altgedienter Spieler nach neun Jahren verlassen und wieder nach Japan zurückkehren. Trotz seiner mittlerweile 41 Jahre bewies er in den letzten Jahren immer wieder seinen Torriecher und konnte einige Spiele für uns entscheiden.Trotzdem ist unser Saisonziel ganz klar der Aufstieg und eventuell gelingt es uns auch im Pokal mal wieder das Finale zu erreichen. Der Titelhunger ist jedenfalls noch lange nicht gesättigt. Darüber hinaus sind bestimmt noch ein paar erfolgreiche Jahre möglich. Vielleicht gelingt uns auch noch der Aufstieg in die Kreisliga A, aber das ist alles noch Zukunftsmusik!

 

Schauen wir mal! Nun zu guter Letzt. Was möchtest Du persönlich allen Mitgliedern der Empor-Familie für das neue Jahr 2021 mit auf den Weg geben? Was wolltest du schon immer mal loswerden? Und was wünschst Du Dir für die Zukunft unseres Vereins?

Zunächst mal hoffe ich, dass alle ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr hatten. Vor allem wünsche ich uns allen natürlich in diesen Zeiten gesund und wohlauf zu bleiben, sodass wir hoffentlich in absehbarer Zeit halbwegs wieder in die Normalität übergehen können.

Auf das Sportliche bezogen, haben wir uns in den letzten Jahren als eine Top-Adresse im Berliner Jugendfußball etabliert und auch unsere Herrenteams sind in den letzten Jahren immer sehr erfolgreich gewesen. Dies sollte auch in Zukunft unser Weg sein, dass wir gemeinsam zusammen arbeiten und uns auch ohne große Investoren sportlich behaupten können.

Die Kinder, Jungs, Spieler und deren Eltern und Familien über einen langen Zeitraum begleiten zu können, macht doch viel mehr Spaß und einen Verein überhaupt aus!  Da viele hier im Verein diese Meinung teilen, wird das mit Sicherheit auch so bleiben.

 

Frank, vielen Dank für deine Zeit, das ausführliche Interview! Wir wünschen Dir und allen Emporianern an dieser Stelle nochmals ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2021!