Empor-Talk #4 mit Nico Munkewitz

27. November 2020
Nico Munkewitz3

Nico Munkewitz - bereits seit 1993 bei Empor und seit März 2020 nunmehr sportlicher Leiter des Empor-Nachwuchs

Liebe Emporianer, zunächst wünschen wir Euch allen einen schönen 1.Advent!

 

Es war hier inzwischen eine ziemlich lange Zeit ruhig, zu ruhig. Nun gibt es endlich das nächste Interview. in Empor-Talk #4 ist Nico Munkewitz, einer unser dienstältesten Förderer des Empor-Nachwuchs, unser Gesprächspartner.

Wir wünschen viel Freude beim Lesen! Und versprechen: Das nächste Interview kommt alsbald.

 

Gemeinsam Empor

 

Hallo Nico, schön Dich zu sehen. Wie ergeht es Dir im zweiten Lockdown?

Danke, soweit geht es mir gut. Mein näheres Umfeld, meine Familie und ich sind Gott sei Dank von Covid-19 bis jetzt verschont geblieben. Ich hoffe natürlich, dass das so bleibt. Das eingeschränkte Leben bekommen wir schon hin.

Die Corona-Zeit verbringe ich wahrscheinlich so wie viele andere Menschen. Ich bleib deutlich mehr zuhause und erledige dort ein paar mehr Dinge, für die man vielleicht sonst nicht die Zeit gefunden hat.

Meine Schul-AGen entfallen größtenteils und man merkt dann noch mehr, wie schön es doch ist, die Kids dort zu bewegen. Der Spaß und die Freude fehlen nicht nur den Kindern, sondern auch mir.

Ansonsten ist natürlich alles zurzeit schwierig, weil sich immer wieder was ändert und die Konzepte immer wieder neu überdacht werden müssen, um den Fußball bei Empor am Laufen halten. Es ist zwar manchmal ein wenig zermürbend, aber alle im Verein geben ihr Bestes, dass der Ball weiter rollen kann. Aber am Ende sind auch wir abhängig von den Entscheidungen, die von der Regierung und dem Berliner Senat getroffen werden.

 

Du hast die Vereinsarbeit schon angesprochen. Was sind deine derzeitigen Aufgaben beim SV Empor?

Mein Tätigkeitsfeld liegt unter anderem darin, dass ich die sportliche Leitung von Carsten Maaß übernommen habe. Carsten ist seit Oktober 2020 als Geschäftsführer des Gesamtvereins tätig. Seit März hatte ich bereits seine Aufgaben schrittweise übernommen, die unsere Fußballabteilung betreffen. Ich unterstütze den Abteilungsleiter Paul Kling in der Vereinsarbeit und der sportlichen Führung. Das mache ich natürlich nicht allein. Wir haben Koordinatoren (Herren und A-Jugend: Nils Kohlschmidt; C-B-Jugend: Ronny Gaebel; Kleinfeldbereich: Steven Düßel), die an meiner Seite stehen. Gemeinsam schauen wir, wie wir den Trainern in Ihrer Tätigkeit helfen können und den Verein damit einheitlich verbessern können, um weiterhin unserem sehr guten Ruf der Jugendarbeit gerecht zu werden und es weiterhin schaffen unsere Jugendspieler in die Herrenmannschaften zu integrieren.

Des Weiteren bin ich für unsere FSJler verantwortlich (Freiwilliges Soziales Jahr). Meist sind es Jugendliche aus unserem Verein, die sich nach dem Abitur sozial engagieren wollen. Sie werden durch mich in verschiedene Aufgaben und Projekte eingeteilt. Dazu gehören das Schul-AG Projekt, das Fußballschul-Projekt sowie auch der Kindersport und meist die Kleinfeld-Mannschaften des SV Empor, bei denen Sie als Trainer erste Erfahrungen sammeln können.

Das Schul-AG Projekt leite ich selbst. Hierbei sind unsere Kooperationsschulen mit Trainern zu besetzen, damit die Kids nach dem Unterricht durch uns in einer Fußball-AG trainiert und betreut werden. Die Schüler sollen dabei unsere Trainer und den SV Empor kennenlernen und dann gegebenenfalls über die AGs den Weg in unseren Verein finden.

 

Und was machst du abseits Deiner Tätigkeit beim SV Empor?

Drei Mal in der Woche leite ich selbstständig Arbeitsgemeinschaften an Grundschulen in Frohnau. Weiterhin bin ich als Stützpunkttrainer im Gebiet Tempelhof-Schöneberg tätig. Meine Tätigkeit besteht darin, für den DFB Talente zu erkennen und einmal in der Woche zu trainieren. Die besten Talente schaffen dann später den Sprung in die Berliner Auswahl und eventuell sogar in die U-Nationalmannschaften. Weiterhin habe ich eine Fitnesstrainerlizenz. Die Tätigkeit bei meinem Heimfitnessstudio Fitness First habe ich aber beendet. Zurzeit stehe ich nur für persönliches Anleiten von Fitness- und Kraftübungen zur Verfügung.

 

Nachdem wir nun von deinen aktuellen Aufgaben gehört haben, ein Blick zurück.  Wie bist du zu Empor gekommen und seit wann bist du im Verein? Spielst du aktuell auch noch bzw. wo hast du früher mal gespielt?

Im Verein bin ich seit 1993, also seit mittlerweile 27 Jahren. Davor habe ich beim SV Berliner Brauereien Fußball gespielt, wo ich aber auch relativ spät eingestiegen bin. Ich war kein Kind, das mit 5 Jahren in die erste Fußballgruppe reingesteckt wurde. Ich war viel auf meinem Bolzplatz und bin später mit Freunden zum Fußballverein gegangen. Von Brauer bin ich dann zu Empor gewechselt und dort auch relativ schnell Trainer geworden. Schon mit 17 Jahren habe ich meine erste Mannschaft betreut und sogar zeitweise zwei Teams trainiert. Ich habe mich dann als Trainer natürlich weitergebildet und Trainerlizenzen abgeschlossen. Peu à peu habe ich immer mehr Verantwortung beim SV Empor übernommen.

Selbst gespielt habe ich nur in meiner Jugendzeit. Das letzte Spiel war vielleicht mit dem 18. Lebensjahr. In der A-Jugend habe ich noch im ersten Jahr als junger Jahrgang mitgespielt, dann aber aufgrund von dauerhaften Kniebeschwerden das Spielen beendet.  Dadurch hatte ich dann aber auch mehr Zeit, Trainer zu sein.

 

Sicherlich gab es viele erinnerungswürdige Momente, an die du gern zurückdenkst. Daher wird dir die Auswahl sicher nicht leichtfallen, aber was sind die zwei schönsten Momente für dich in deiner langen Zeit bei Empor?

Leider ist es bei mir oft so, dass die Erinnerungen recht schnell verblassen. Nichtsdestotrotz kann man sich natürlich an Aufstiege ganz gut erinnern und auch an Pokalsiege, wenn wir über Komm-Mit-Turniere nach Spanien, an die Ostsee oder nach Kroatien gefahren sind und dann diesen riesengroßen Pokal mitnehmen konnten.

 

Empor und Teutonia Juli 2007

Mannschaftsfahrt nach München mit dem Jahrgang 1995

 

Ansonsten war natürlich für den Verein der Aufstieg der A-Junioren in die Regionalliga schon ein toller Moment. Bei der Aufstiegssaison war ich zwar nicht verantwortlich, durfte aber später in der Regionalliga zusammen mit Nils und Mike dort tätig sein. Das war schon mal interessant einen Schritt weiter zu gehen, überregional tätig zu sein und zu sehen, wie da die Abläufe im Vergleich zu den Spielen in Berlin sind.

Eine Erinnerung, die Empor meines Erachtens zugutekam, war die, dass eine Initiative zu früheren Zeiten, den Verein „entstauben“ wollte. Die Initiative hat sich damals mit dem Vorstand befasst und darauf gedrängt, dass Carsten Maaß in den Verein zurückkommt. Ich denke, dass diese Rückholaktion in jedem Fall sehr sinnvoll war. Carsten hat aus meiner Sicht einen sehr großen Anteil daran, was die Entwicklung des Jugendfußballs von Empor in den letzten Jahren angeht. Nicht jede Kirsche lässt sich mit ihm zwar leicht naschen, aber seine Visionen und Ziele versuchen immer einen Schritt weiter zu gehen. Diese komplette Entwicklung hat man natürlich mitbekommen, weil man schon so lange bei Empor ist.

Aber natürlich waren es auch die starken Leistungen von vielen anderen Protagonisten in der Vergangenheit, wie auch gegenwärtig, die Empor zu einem hoch angesehenen Verein in Berlin machen. Unser Jugendleiter Frank Lehnert wäre da noch hervorzuheben, der wahrscheinlich an seinem Denkmal im Jahn-Sportpark arbeitet. Ich denke, Frank ist nicht mehr einzuholen, was sein Engagement bei Empor angeht. Falls Frank noch heiraten will, wird er den Antrag an Empor stellen.

 

Du bist ja nun schon seit vielen Jahren Teil des Vereins. Was bewegt Dich immer weiter zu machen und mit so viel Elan deine Aufgaben anzugehen? Und was macht der Verein für Dich aus?

Es gibt da eigentlich mehrere Gründe. Ich habe immer versucht, meine Projekte in der Nähe meines Wohnortes zu halten. Und ich habe immer schon auf dem Jahnsportpark Fußball gespielt. Meine Anfänge waren beim SV Empor und letztendlich ist man Teil des Aufbaus von Empor und Teil des Vereins. Das will man nicht so schnell oder gerne verlassen oder aufgeben. Vergleichbar mit dem eigenen Hausbau, das Haus will man ja nicht nach dem Aufbau verlassen, sondern heimlich drin wohnen. 

Die ganzen Jahre, die ich als Trainer bei Empor tätig bin und die verschiedenen Trainer, die ich kennengelernt habe, binden. Da wächst man zusammen und es ist wie eine Familie. Wir haben ein gutes Umfeld und ein tolles lizensiertes Trainerkollektiv, was uns glaube ich auch von anderen Vereinen unterscheidet. Der leistungsorientiere Kiezklub sozusagen. Es ist zwar nicht immer leicht, den Mittelweg zu gehen, aber ich glaube, viele kommen zum SV Empor, weil sie wissen, dass sie hier gut aufgehoben sind und ohne extremen Druck sich als Trainer auch ausprobieren können. Es gibt kaum Vorgaben vom Verein, die den Trainer in seiner Tätigkeit einschränken. Unausgesprochen sind die Vorgaben fair Fußball zu spielen ohne dabei die Härte vermissen zu lassen und das Spiel bestmöglich mit attraktivem Fußball zu gewinnen. Ich denke, dass viele Trainer bei uns gerne arbeiten und sich die Mehrheit sehr gut versteht. Bei uns sollen Spieler und Trainer gleichermaßen gern zum Verein kommen und ich das Gefühl, das ist es auch so.

Bei den Mannschaften, bei denen ich als Trainer tätig war, habe ich immer versucht ein familiäres Umfeld zu schaffen. Eltern und Spieler zusammen in einem Boot, das war und ist mir sehr wichtig. Es hat mir viel Spaß gemacht, sich auch mit der Elternschaft auszutauschen und sie mit einzubinden. Öfter traf man sich und veranstalte Events auch abseits des Fußballs. Da habe ich das Gefühl, das fehlt zurzeit ein wenig oder ist leider nicht mehr so aktuell. Ich kann das allen Trainer nur empfehlen dies auch mehr zu fördern. Das kann eine starke Bindung schaffen und das Engagement der Eltern selbst steigern.

 

Lass uns am Ende noch einen Blick in die Zukunft werfen: Wie erhoffst du dir die Entwicklung des Vereins/des Jugendbereichs in den kommenden Jahren?

In der Zukunft des Vereins muss eigentlich gar nicht so viel passieren. Es wäre schön, wenn wir weiterhin mit unseren Jugendmannschaften in den höchsten Spielklassen von Berlin Fußball spielen. Wenn es wieder mal eine Mannschaft schafft, überregional zu spielen, dann wäre das natürlich toll, aber nicht zwingend erforderlich. Für die 1. Herren ist die Berlin-Liga auch die richtige Liga. Aber auch dort würde man sich gegen einen Aufstieg nicht wehren. Wenn man aber weiter nach oben schauen will, müsste der finanzielle Rahmen anders sein, womit dann auch die Strukturen weiter veränderbar wären. So eine Zukunft sieht man aber natürlich mit gemischten Gefühlen. Ansonsten war es immer schon unser Wunsch im Verein ein eigenes Vereinsheim zu haben. Eine Stätte, bei der alle Mannschaften der Herren, Jugend, Kinder und deren Eltern zusammenkommen. Das würde ein größeres Zusammengehörigkeits- und familiäres Gefühl entwickeln können. Die Umsetzung ist aber schon seit Jahren schwierig und ob das irgendwann mal kommt, kann man leider nicht sagen und wann natürlich auch nicht.

 

Wohin sollen die Leser sich denn wenden, wenn Sie Lust und Zeit haben sich auch im Verein mit zu engagieren?

Ja, das ist richtig. Wir suchen jederzeit Mitarbeiter, ob Eltern oder Studenten, bestenfalls ehemalige Spieler, die uns im Verein als Trainer oder in anderen Funktionen unterstützen möchten. Auch Rentner können gern dabei sein und in verschieden Bereichen mit ihrer Erfahrung zum Erfolg beitragen.

Sponsoren oder Spender, die keine Zeit haben sich zu engagieren, stattdessen aber den einen oder anderen Taler unserem Verein gönnen, können sich auch gern jederzeit bei uns melden.

Auch unsere Koordinatoren sowie Trainer unseres Vereins kann man direkt ansprechen, sie werden es dann an die Verantwortlichen weiterleiten. Jugendspieler, die ein Freiwilliges Soziales Jahr durchführen möchten, können sich gern direkt an mich wenden. Vielleicht wird ein zukünftiger FSJler dann ein weiteres Interview mit mir führen.

 

Vielen Dank für das nette Gespräch und bis bald auf dem Platz. Gemeinsam Empor!

 

Anm. der Redaktion: Das Gespräch führte unser FSJler Luis Weigel.